Menschen sind die schlimmste Naturkatastrophe!
Was war passiert:
Sonntag, 26. Juli 2009. Ein strahlender Sommertag, an Hitze kaum noch zu übertreffen. Schön, dass es dann auf einem Berg wie dem "Mount Klotz" außer genau EINEM Baum keine Schattenplätze gibt. Doch Sonnenhut sei Dank (4 Euro für ein Stück Stroh, yihaa! Das Fest hat Finanzprobleme?!), wars auf dem Hügel ganz gut auszuhalten. Über jede vorbeiziehende Wolke war man dennoch seeehr dankbar.
Da saß man dann also, geschlagene 4 Stunden, da fing der Stress allmählich an. Man kennt das zwar aus den Jahren davor, aber die Dreistigkeit mancher Menschen kennt eben keine Grenzen. Da wird sich einfach auf Decken gesetzt (hmm, schön bequem!), Zigaretten ins Gesicht gehalten (ich bin draußen, ich darf alles) und gepöbelt ("Ey, wer hat hier denn ein Problem?!" "Ja, die, die hinter dir stehen." "Ja, ey, das is deren Problem!"). Also schon mal richtig schöne Stimmung!
Und dann: Ganz blöde Idee. Um 20:00 Uhr, also eine Stunde bevor Peter Fox, der Hauptact, auftritt, eine Toilette aufsuchen. Aber was soll man machen...die Blase.
Also denkt man, man hat ne gute Idee, und geht zumindest zu zweit. Der Weg zu den Dixie-Klos am Eingang ging dann noch ganz gut, dennoch ist man nach den ersten Metern wie erschlagen von einer Menschenmasse. Wenn man 5 Stunden an derselben Stelle steht, die, abtrünig und deswegen nicht so dicht besiedelt, relativ "leer" (bis eben auf die paar Idioten, die meinen, sie können kommen, wann sie wollen) ist, ist das schon ein Schock.
Nun gut. Dann kam der Rückweg. Erstmal muss man den Hass sämtlicher Leute auf sich ziehen, die einem in den Weg kommen, damit muss man sich abfinden. Meistgehörter Satz: "Jaaaa...ICH will auch nach vorne!!!!" So haben wir uns immerhin bis auf den Weg vorgekämpft, nachdem der Berg wieder steil bergab ging und unsere Freunde saßen. Dann, meine Freundin auf einmal weg. Ich fühlte mich wie in der Szene von Titanic, als das Schiff untergeht und Rose, weil Schwimmweste an, nach oben treibt, Jack aber nach unten gezogen wird. Ich war Jack.
Und dann war ich verloren. Hin- und hergedrückt von einem Pulk von Menschen. Ziemlich schnell machte sich ein beklemmendes Gefühl von Verzweiflung breit. Nach vorne ging nichts mehr. Die Leute standen um mich herum und hatten um sich keinen Millimeter mehr Platz. Nach gefühlten 5 Minuten (die Zeit ist ein relatives Gefühl, wie sich später noch herausstellt) sah ich nur noch einen Ausweg: Die Flucht nach draußen. Also versuchte ich, wieder zum Eingang zu kommen. Ich kam wieder nicht sehr weit. Alle Wege schienen abgeschnitten. Wenn ich hier jetzt umkippe? Also dritte Möglichkeit: Nach unten, über den asphaltierten Weg. Der war (zumindest bei den vorherigen 7 Festen, die ich mitgemacht habe) immer ein wenig frei zum durchschlüpfen. Aber auch da ging nichts. Ich bewegte mich also in einem Radius von ca. 8 - 10 m immer nur hin und her, wurde dabei von Dutzenden Menschen hin- und hergeschoben, bekam Ellenbogen in die Seite und Hände und Arme auf noch ganz andere Stellen gedrückt. Hallo? Pogo ist doch immer vor der BÜHNE?? Auch das Anschließen an einzelne Personen oder Gruppen brachte nichts. Ich war völlig verzweifelt. Und in solchen Momenten passiert mir das: Panikattacke. Verbunden mit asthmatischem Anfall und nicht mehr anders zu können, als loszuheulen. Witzig, dass das die Leute, die direkt um mich herumstanden wohl auch registrierten ("Ey, was hatn die?" "Na, nach was siehts wohl aus, Panikattacke würd ich sagen."), sich aber nicht in der Lage fanden, mir auch nur im geringsten zu helfen. Ein Mädchen, dass sich wild im Kreis dreht, dabei nach Luft schnappt und auch noch heult? Pfff...was soll ICH da machen. Ach ja, Security oder Sanitäter waren natürlich auch nicht zu sehen. Wo hätten sie auch durchkommen sollen...
Was sollte ich also machen? Ich versuchte nochmal den direkten Weg zu meinem Platz. Da kamen 3, schon leicht angetrunkene, Jungs, die ich meinte, erkannt zu haben, als Gruppe, die nicht weit von meiner Gruppe stand. Ich flehte sie an, mich mit nach vorne zu nehmen, was anderes blieb mir nicht übrig. Sie nahmen mich also zwischen sich und wir drückten uns nach vorne. Das ging auch wieder mehr schlecht als recht, aber immerhin besser als zuvor. Irgendwann stand ich dann auf einmal vor einem älteren Ehepaar, dass mich ENDLICH beruhigte. Dadurch find ich aber nur noch mehr an zu heulen, weil ich mich endlich einigermaßen in Sicherheit wusste. Ich war einfach nur erleichtert, mal durchatmen zu können und bei zivilisierten Leuten zu stehen. Kurz hab ich mich dann ausgeruht, als ich dann von ganz weitem den Haarschopf meiner Freundin erkannte. Da wollte ich dann auch endlich hin, bedankte mich den beiden und sah mich vor einem neuen Hindernis: Eine dicke, kleine, alte Frau, die mich partout nicht durchlassen wollte. "Sie kommen hier nicht durch, das haben schon viele versucht!" Auch mein Hinweis, das da vorne Freunde von mir standen, erweichte ihr Herz nicht. Erst als ich anfing, wieder zu weinen und meine Stimme vor Atemnot wegblieb, erschien ich ihr wohl verzweifelt genug.
Ich war eine ganze Stunde in diesem Menschengewühl. Eine ganze Stunde! Gefühlt waren es 10 Minuten. Als ich angekommen war, konnt ich erstmal nicht reden und hab wieder nur geheult.
Aber dann fing auch schon das Konzert an. Dieser Zustand lässt sich einfach nicht beschreiben. Zu Anfang war ich so fertig, wollte nur noch weg, aber irgendwie auch nicht, musste die ganze Zeit an die vorangegange Stunde denken und dabei kamen mir immer wieder die Tränen. Im Nachhinein stand ich wohl ganze zwei Tage danach noch unter Schock.
Meine Verluste an diesem Sonntag:
- meine neue Uhr
- mein Schal
- das Vertrauen in das Fest
- der Gedanke, dass Nächstenliebe jedem natürlich gegeben ist
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